Viel mehr Hühnersüppchen für die Seele
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Nichts ist besser geeignet als die Texte, die Jack Canfield und Mark Viktor Hansen gesammelt haben. Sie machen Mut, muntern auf und...
- Kostenlose Rücksendung
Wenn Sie Zuspruch verschenken wollen oder vielleicht selber nötig haben - dann brauchen Sie ohne Frage dieses Buch!
Nichts ist besser geeignet als die Texte, die Jack Canfield und Mark Viktor Hansen gesammelt haben. Sie machen Mut, muntern auf und wärmen Herz und Seele - wie man das von Hühnersuppen nicht anders erwartet.
Ein großartiges Buch im praktischen Mini-Format.
Viel mehr Hühnersüppchenfür die Seele von Jack Canfield und Mark Victor Hansen
Leseprobe
Der hässliche Welpe
Alles, was man liebt, ist wunderschön.
JeanAnouilh
ImFrühjahr 1980 lebte ich in Woodstock im Bundesstaat
New York, als meine Tibetterrierhündin Shadow
sechsJunge zur Welt brachte. Ich verkaufte den gesamten
Nachwuchsbis auf einen Welpen, den niemand
habenwollte. Tibetterrier sind für ihr glänzendes Fell
bekannt,das aus zwei Schichten besteht. Die untere ist
dick undbaumwollartig, während die obere mit ihrem
seidigenGlanz an menschliches Haar erinnert. Die
Kombinationdieser beiden Schichten gibt dem Hund
seinflauschiges Aussehen, das sehr beliebt ist. Auch das
wohlproportionierteGesicht dieser Hunderasse wird oft
gerühmt.Mein Welpe besaß jedoch nichts von beidem.
Die kleineHündin hatte eine zu lange Schnauze und ein
völligunscheinbares Fell. Da die untere Schicht fehlte,
war dieOberschicht dünn und struppig. Sie sah aus wie
einVagabund, der es gerade noch vor dem Regen ins
Trockenegeschafft hatte. Ein potenzieller Käufer meinte
stellvertretendfür alle anderen Interessenten: »Sie
macht zwareinen zufriedenen Eindruck, aber ihr Äußeres
ist nichtgerade ansprechend.« Niemand wollte unsere
kleineFreundin, noch nicht einmal geschenkt!
Ich warerstaunt, dass niemand die seltenen Qualitäten
dieserHündin zu schätzen wusste. Sie war von Natur
ausglücklich, und obgleich alle Welpen Freude verströmen,
hatte sieeinen sechsten Sinn, eine gewisse
spirituellePräsenz, so als ob sie in die Menschen hineingucken
und siezufriedener machen konnte.
Im Junihatte ich die kleine Hündin immer noch,
denn ihr»Haarproblem« war nicht aus der Welt zu
schaffen.Ich musste in ein paar Tagen zurück an die
Uni undwollte unbedingt vorher noch jemanden finden,
bei demsie gut aufgehoben war.
EinesAbends hatte ich eine Idee. Ungefähr eine Meile
von meinemWohnort entfernt lag ein tibetisches
Kloster,in dem ich ab und zu war, um zu meditieren.
Einige derdort lebenden tibetischen Mönche kannten
mich sogarpersönlich. Vielleicht war einer von ihnen
willens,meine Hündin zu adoptieren. Es kam auf einen
Versuchan.
Amnächsten Morgen fuhr ich mit meiner kleinen
Freundinzum Kloster. Als ich ankam, standen viele
Autos aufdem Parkplatz. Oje, hier ist es immer so ruhig
gewesen.Was geht hier vor?, dachte ich. Ich stieg
mit demWelpen auf dem Arm aus dem Wagen und
ging dieStufen hoch bis zum vertrauten Eingangstor.
Als ich indie Eingangshalle trat, sah ich viele Menschen
von einerWand zur anderen Schlange stehen. Sie
wartetenoffensichtlich auf etwas, das hinter den hand-
geschnitztenInnentüren stattfand. Plötzlich erblickte
ich einbekanntes Gesicht. Es war ein Mönch, den ich
bei einemfrüheren Besuch kennen gelernt hatte. Als er
mich mitdem Hund sah, grinste er über das ganze Gesicht
und sagte:»Komm bitte mit.«
Er zogmich am Ärmel und stellte mich vor die wartende
Schlange.Nach einem speziellen Klopfzeichen
sprang diezweiflügelige Tür auf, und wir wurden von
einemweiteren Mönch begrüßt. Der eine Mönch flüsterte
demanderen etwas ins Ohr, worauf dieser zustimmend
nickte.Die kleine Hündin und ich wurden daraufhin
an dieSpitze einer weiteren Warteschlange geschoben,
in derMenschen standen, die alle irgendein
Geschenkin der Hand hielten, sei es eine Frucht, eine
Süßigkeit,eine Pflanze, wertvolle Schalen oder selbst
gemachtekünstlerische Objekte.
Als ichzur Stirnseite des Raumes blickte, sah ich dort
jemandenmit großer Ausstrahlung und strahlenden
Augensitzen, von Kopf bis Fuß in roten und goldgelben
Samtgehüllt. Dieser eindrucksvolle Mann schaute
zuerst aufmeinen Welpen und blickte anschließend
mir direktin die Augen. Er streckte seine offenen Hände
aus undsagte: »Ja, ja. O ja.« Er legte der kleinen
Hündin einrotes Band um den Hals und sang dabei ein
mirunbekanntes Lied. Danach legte er auch mir singend
ein Bandum den Hals und sang weiter, als er mir
langsamdie kleine Hündin aus dem Arm nahm. Behutsam
umhüllteer sie dabei mit seiner samtenen Robe. Er
nickte undverbeugte sich, wobei er etwas in einer
fremdenSprache sagte. Er legte mir kurz seine Hand
auf denKopf und machte kehrt, um mit meinem Welpen
im Arm zuseinem Sitz zurückzukehren.
Der Mönch,der mich in den Raum geführt hatte,
sorgte nundafür, dass ich schnell wieder draußen war.
In derEingangshalle kamen andere Mönche hinzu und
führtenmich durch das große Tor des Klosters nach
draußen.Da stand ich nun hundelos oben auf den Stufen
und sollteeinen Moment warten.
Währendich wartete, durchströmte mich eine Woge
mütterlicherBesorgnis. Wo ist mein Hund, und was
geschiehtmit ihm?, dachte ich. Ich wandte mich an einen
derUmstehenden und erzählte ihm, was ich in den
vergangenenfünfzehn Minuten erlebt hatte.
Erlächelte und erklärte mir, dass ich dem »Karmapa
«begegnetsei, einem sehr hoch stehenden Mönch in
derbuddhistisch-tibetischen Tradition, der in der spirituellen
Hierarchiegleich hinter dem Dalai Lama komme.
Ererzählte mir, was für ein großes Glück ich habe,
weil heuteder berühmte und geliebte Karmapa aus Tibet
hier sei,um das Kloster und das umliegende Land
zu segnen.Aus der ganzen Welt seien Menschen gekommen,
um ihmGeschenke zu bringen, aber nur wenige
hätten esgeschafft, in den Raum vorzudringen, in
dem er dieGeschenke in Empfang nehme. Dort hinein-
zugelangenund von Seiner Heiligkeit gesegnet zu werden
sei einviel versprechendes Ereignis. Und dass er
auch nochmein großzügiges Geschenk so liebevoll aufgenommen
habe, seiein Moment, wie er nur ganz selten
im Lebengeschehe. Mein Gegenüber schüttelte ungläubig
den Kopf.»Du musst in vergangenen Leben
großeVerdienste errungen haben, damit dir jetzt dieses
Glückzuteil werden konnte.« Nachdenklich schloss er
seineAugen für einen Moment und fügte hinzu: »Vielleicht
sind esaber auch die Verdienste deines Hundes!«
In diesemAugenblick flog das Eingangstor auf, und
dieserwunderbare buddhistische Mönch verließ das
Gebäudeund schritt die mit einem roten Teppich bedeckten
Stufenhinab. Erhobenen Hauptes verabschiedete
er sichvon den Frauen und Kindern, die ihn umringten
und ihmaus großen Blumenkörben Blüten vor
die Füßestreuten.
Ich warvon dem Anblick so bezaubert, dass ich den
Welpen imArm des Karmapas anfangs gar nicht bemerkte.
Plötzlichjedoch stach mir meine kleine Hündin
in dieAugen. Bislang hatten alle sie für hässlich gehalten,
aber nunsah sie ganz wundervoll aus! Der Karmapa
hielt siestolz in die Höhe, und die Menge schrie
entzücktauf. Auch die Hündin schien mir außer sich
vor Freudezu sein.
Von nun anlief alles wie in Zeitlupe ab. Der Karmapa
schrittweiter mit dem Welpen im Arm die Treppe
hinunter.Unten angekommen, stieg er langsam in die
bereitswartende Limousine. Obwohl der Wagen von
einerMenschenmenge umzingelt wurde, erhaschte ich
einenletzten Blick auf den Hund und den Karmapa
hinter dengetönten Scheiben. Als ich beide in der Limousine
zusammensitzensah, wusste ich, dass es meine
kleineHündin gut haben würde. Sie war jetzt nicht
einfachnur beim Karmapa, sondern saß direkt auf seinem
Schoß.Beide schienen in der kurzen Zeit viel Respekt
undVertrauen füreinander gewonnen zu haben.
Und sofuhr die Limousine mit ihnen davon und
hinterließeinen Pfad farbenprächtiger Rosenblüten.
Die Mönchedes Klosters informierten mich in der
Folgezeitimmer wieder über die Abenteuer und Aufenthaltsorte
derkleinen Hündin. Ich hörte, wie der
Karmapa imLaufe der Jahre mit seiner Tibetterrierhündin
die ganzeWelt bereiste. Der Karmapa schätzte
seinenicht menschliche Begleiterin über alle Maßen,
und so warsie während ihres ganzen Lebens nur sehr
selten vonihm getrennt. Ihr fröhlicher Gesichtsausdruck
bescherteihm und anderen immer ein Gefühl
derFreude, und daher gab er ihr einen tibetischen Namen,
der imDeutschen »Die wunderschöne Glückliche
«bedeutet. Sie wurde zu seiner Freundin und ergebenen
Begleiterinund verbrachte fast ihr ganzes Leben
an seinerSeite.
Anfangshielten sie alle für hässlich, und niemand
schätzteihre wahren Qualitäten, obwohl sie von Geburt
an puresGlück verströmte. Mir kommt es vor, als
hätte diewunderschöne Glückliche von Anfang an gewusst,
dass siein diesem Leben ihrem wundervollen
Freund,dem Karmapa, begegnen würde, der ihre wahre
Schönheitschätzte und ihr großes Herz liebte.
Angel DiBenedetto
© Verlagsgruppe Random House
Übersetzung:BurkhardHickisch, Rita Höner, Susanne Kahn-Ackermann, Peter Kobbe, Gabriele Räbiger undUlla Rahn-Huber
- Autoren: Jack Canfield , Mark V. Hansen
- 2005, 222 Seiten, Maße: 11,5 x 15,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442167477
- ISBN-13: 9783442167470
- Erscheinungsdatum: 01.05.2005
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